Herzlich Willkommen zu unserer Spessart Rundfahrt

 

Für Mai hatten wir einen 3/4 Tagesausflug in den Spessart geplant. Auf unserem Programm stand ein Besuch im "Schneewitchenstädchen Lohr" und eine Besichtigung des Wasserschlosses Mespelbrunn. Bei der Planung war dem Vorstand klar, dass alle von uns diese Veranstaltungsorte schon einmal besucht hatten. Es war als eine Reise in unsere Vergangenheit gedacht.

Leider hat uns "Corona" auch hier einen Strich durch unsere Planung gemacht. Wir mussten unseren Ausflug absagen. Das tut uns sehr leid. Aber wir versprechen, dass wir diesen Ausflug nachholen werden. Hier schon einmal zum Nachlesen einige Informationen mit Fotos und LINKS aus dem Internet. Denn auch das Reisen mit dem Privatauto, um Fotos zu erstellen, ist uns im Augenblick untersagt.

Wir laden Sie ein mit uns zu reisen. Wir schließen die Türen unseres visionären Busses und schon geht es los.

Wie üblich haben wir wieder Gedichte und Geschichten passend zum Monat Mai ausgesucht. Vielen Dank an Walter Weitzel, der hier wieder eine große Stütze darstellte. Diese sind hinter den nachstehenden LINKS verborgen. Einfach einen Doppelklick auf den Link und schon öffnet sich das entsprechende Dokument.

Der Spessart

Der Spessart ist neben Odenwald und Taunus eines der vor unserer Haustür liegenden Mittelgebirge. Er liegt zwischen dem Vogelsberg, Rhöhn und Odenwald in Bayern und Hessen. Er umfasst das größte zusammenhängende Gebiet aus Laubmischwäldern in Deutschland. 

Der Name leitet sich aus Specht und Hardt  („Bergwald“) her, steht so für Spechtswald. Er ist im Jahr 839 belegt als Spehteshart, um 1000 als Speshart. Der Name kommt auch in der Schreibweise Spechteshart vor. Daneben kann auch ein römischer Namensursprung angenommen werden. Demnach wäre Spessart eine Zusammenziehung der lateinischen Wörter spissa et ardua silva, was etwa übersetzt werden könnte mit dichter und beschwerlicher Wald.

Der Spessart wird im Wesentlichen durch drei Flüsse eingefasst: vom Main zwischen Gemünden und Hanau, von der Kunzig im Norden und von der Sinn im Nordosten. Merkspruch: „Kinzig, Sinn und Main schließen rings den Spessart ein.“                -Quelle Wikipedia-

Das Schneewittchenstädtchen Lohr

Im unterem Maintal befindet sich die Stadt Lohr am Main.  Lohr sollte als erste Etappe unserer Tour angefahren werden. Sie liegt am Main im Spessart etwa auf halber Strecke zwischen Würzburg und Aschaffenburg.  Ein idyllisches kleines verschlafendes Städtchen, dass erst Mitte der 80er Jahre begann ein Tourismuskonzept zu erarbeiten, welches dann auch für mehr Aufmerksamkeit sorgte. Die Stadt Lohr begann als Schneewittchenstadt für sich zu werben.

Auf der Webseite der Stadt Lohr findet sich:

"Der sprechende Spiegel - Vater, Mutter, Stiefmutter und Schneewittchen - der wilde Wald und der Frischling - die Zwerge und die Berge - der gläserne Sarg - die eisernen Pantoffeln, alle Fixpunkte des Märchens "Schneewittchen" kann man mit Fakten, Daten und Örtlichkeiten belegen; mit den wissenschaftlichen Methoden der "Fabulologie" konnte der Beweis erbracht werden, dass sich unser Märchen zwischen Lohr und Bieber im Spessart abspielte, dass Schneewittchen tatsächlich eine Lohrerin war ..."

(aus: "Schneewittchen - Zur Fabulologie des Spessarts" von Dr. Karlheinz Bartels)

... und wer`s nicht glaubt, zahlt einen Taler...

Wie es dazu kam

1985/1986 bemerkten der Lohrer Apotheker und Pharmaziehistoriker Karl Heinz Bartels und seine beiden Lohrer Stammtischfreunde, der Museumsleiter Werner Loibl und der Schuhmachermeister Helmuth Walch, dass sich in dem Märchen Schneewittchen Bezugspunkte zu ihrer Heimatstadt und deren Umgebung im Spessart finden lassen. Bartels stellte daraufhin scherzhaft die These auf, dass, falls es ein historisches Vorbild für Schneewittchen gab, dieses eine Lohrerin gewesen sein müsse. Er untermauerte diese Überlegungen in seiner Publikation Schneewittchen – Zur Fabulologie des Spessarts mit sogenannten „wissenschaftlichen Methoden der Fabulologie“: Alles galt es mit historischen Fakten zu belegen und genau zu verorten.

 

Die Stadt integrierte diese Idee in ihr Tourismuskonzept, indem sie begann, für Lohr als „Schneewittchenstadt“ zu werben.Seit 2012/2013 weisen auch Autobahnschilder an der A3 im Spessart auf die „Schneewittchenstadt“ hin. Die Stadt und der Kreis haben zudem diverse touristische Angebote zum Thema – darunter Ausstellungsstücke wie den ‚Sprechenden Spiegel‘ im Spessartmuseum im Lohrer Schloss. Auch einen Schneewittchen-Wanderweg gibt es. Er entspricht dem von den Lohrer ‚Fabulologen‘ bestimmten Fluchtweg Schneewittchens über sieben konkrete, im Spessart verortete Berge zu den „sieben Zwergen“ im ehemaligen Bergbauort Bieber. Ein örtlicher Arbeitskreis „Schneewittchen“ hat mit dazu beigetragen, die Märchenfigur noch stärker als bislang im Stadtbild zu verankern.

Karlheinz Bartels’ Nachforschungen zufolge handelt es sich bei Schneewittchens Vorbild um die 1725 in Lohr geborene Maria Sophia Margaretha Catharina von Erthal, die kurz vor der ersten Niederschrift des Märchens durch die Brüder Grimm starb. Ihr Vater, Philipp Christoph von un zu Ertahl, war 1719–1748  Amtmann in Lohr und viel als Gesandter des Erzstifts unterwegs. Er verkehrte in dieser Funktion mit Kaisern und Königen in ganz Europa, wodurch die von Erthals auf die Lohrer wie eine königliche Familie gewirkt hätten. Auf Grund ihrer rühmenswerten Eigenschaften sei Maria Sophia von diesen außerdem geradezu märchenhaft zum Idealbild eines Königskindes verklärt worden.

Familiensitz war das Lohrer Schloss. Nach dem Tod von Maria Sophias leiblicher Mutter 1738 heiratete der Vater 1743 Claudia Elisabeth Maria, verwitwete von Venningen, geb. Reichsgräfin von Reichenstein  Diese sei herrschsüchtig gewesen und habe ihre Stellung zum Vorteil ihrer Kinder aus erster Ehe ausgenutzt. Die häufige Abwesenheit des Vaters auf Grund seiner vielen Auslandsreisen könne die „merkwürdig inaktive“ Rolle des Königs im Märchen erklären, die Theodor Ruf konstatiert.

Als wichtigstes Indiz dafür, dass Schneewittchen eine Lohrerin war, nennt Bartels den ‚Sprechenden Spiegel‘, der im Spessartmuseum im Schloss ausgestellt wird. Er ist ein Erzeugnis aus der Kurmainzischen Spiegelmanufaktur in Lohr, die als staatlicher Betrieb unter der Oberaufsicht von Philipp Christoph von und zu Erthal stand. Der Spiegel war wahrscheinlich ein Geschenk von ihm an seine zweite Frau Claudia und ‚spricht‘ wie die meisten Lohrer Spiegel durch seine Sinnsprüche. Die rechte obere Ecke enthält einen Hinweis auf die Selbstliebe („Amour Propre“), den Bartels mit der Eitelkeit der Stiefmutter im Märchen in Verbindung bringt.

Der „wilde Wald“, in dem Schneewittchen ausgesetzt wurde, könnte den Spessart bezeichnen, der Fluchtweg Schneewittchens „über die sieben Berge“ sei vielleicht ein alter Höhenweg – die sogenannte'Wiesener Straße‘. Auf ihm konnte man von Lohr aus über sieben Spessartberge zu den Bergwerken bei Bieber gelangen. Die „sieben Zwerge, die nach Erz hackten und gruben“, könnten kleinwüchsige Bergleute bzw. zur Arbeit eingesetzte Kinder in den Bergwerken gewesen sein. Der „durchsichtige Sarg von Glas“ und die „eisernen Pantoffel“, in denen die Stiefmutter tanzen musste, hätten sich in den Glashütten bzw. Eisenhämmern des Spessarts herstellen lassen.

Quelle: Webseite der Stadt Lohr

Für Sie im Internet haben wir nachfolgende LINKS gefunden (mit Doppelklick lassen sich die Links öffnen):

 

Schloss Mespelbrunn

Quelle: Webseite Schloss-Mespelbrunn.de

Versteckt in einem verschwiegenen Spessart-Tal liegt das Wasserschloss zwischen Frankfurt am Main und Würzburg. Das Schloss ist im Renaissancestil erbaut und feierte 2012 sein 600jähriges Jubiläum. Es wurde unter anderem als Drehort des "Wirtshaus im Spessart" mit Liselotte Pulver und Carlos Thompson sowie als Schauplatz für das gleichnamige Theaterstück bekannt. Aufgrund seiner versteckten Lage überstand das Schloss alle Kriege unbeschadet und ist in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben. Noch heute befindet sich Schloss Mespelbrunn in Privatbesitz.

Die Besitzer engagieren sich seit Anfang der 1950´er Jahre dafür, das Schloss sowohl als Denkmal zu erhalten und gleichzeitig einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Bis der reguläre Museumsbetrieb wieder aufgenommen werden konnte, setzte mar aufwenige Restaurierungsmaßnahmen um: Der schöne "Soldatenbrunnen" auf dem vorderen Schlosshof wurde aufwenig saniert. U.a. mußten 2 komplette Stufen erneuert werden, da sie drohten auseinanderzubrechen. Außerdem wurden der Schwertgriff und die Schwertspitze neu angefertigt. In den Besichtigungsräumen und in der Kapelle Marie Schnee arbeiteten Kirchenrestauratoren an den Malereien und besserten Fehlstellen aus. Im Laufe des Jahres sollen noch alle drei Turmdächer neu eingedeckt werden.

 

Geschichte des Schlosses Mespelbrunn

Quelle: Webseite Schloss-Mespelbrunn.de

Als am 1. Mai 1412 Erzbischof Johann von Mainz dem Ritter Hamann Echter den "Platz zum Espelborn" für seine treu geleisteten Dienste als kurfürstlicher Forstmeister schenkte, war der Spessart ein wilder und unerschlossener Wald. Hussiten nutzten ihn als Zwischenstation für ihre Plünderungszüge und versetzten Reisende und Bewohner in Angst und Schrecken. Ritter Hamann Echter´s gleichnamiger Sohn zog es deshalb um 1427 vor, aus dem unbefestigten Weiherhaus seines Vaters ein "festes Haus" mit Mauern Türmen zu errichten.
Die folgenden Generationen nahmen schließlich die friedlicheren Zeiten zum Anlass, das abweisende Gemäuer einer Wasserburg in ein verträumtes Renaissanceschloss zu verwandeln.

Sein heutiges Aussehen verdankt das Schloss größtenteils Peter Echter von Mespelbrunn und seiner Gemahlin Gertraud von Adelsheim, die den Umbau über 18 Jahre bis 1569 durchführten. Über einem Seitenportal liest sich das Bekenntnis der beiden:

Ehelich Lieb in Gott uns stete Treu
Bringt Glück und Segen ohn alle Reu.
Mit Ernst und Fleiß haben wir Gott vertraut,
Den Unseren zu Gut dies Haus gebaut.


Die Familie brachte im Laufe der Zeit bedeutende Kinder hervor. Am bekanntesten dürfte Julius Echter gewesen sein, der als Fürstbischof in Würzburg und Herzog in Franken 1576 das Juliusspital und 1583 die Universität in Würzburg gründete, die mächtige Festung Marienberg erbaute und das Kirchenbild Frankens mit spitzen Türmen und giebelgeschmückten Renaissancebauten prägte.

Für Sie im Internet entdeckt:

Trotz des Kinderreichtums Peter Echters erlosch keine Hundert Jahre nach seinem Tod die männliche Linie der Echters, da der 30jährige Krieg wie bei so vielen Familien auch hier seine Opfer gefordert hatte.
Maria Ottilia, die letzte Echterin, heiratete 1648 Philipp Ludwig von Ingelheim aus dem Rheingau. Ihr Mann entstammte einem Freiherrengeschlecht, das später in den Grafenstand erhoben wurde. Die beiden durften Namen und Wappen mit kaiserlicher Erlaubnis zusammenfügen. Noch heute lautet der Name der Familie "Grafen von Ingelheim genannt Echter von und zu Mespelbrunn". Sie bewohnt den Südflügel des Hauses, während der Nordflügel kurz nach Beendigung des zweiten Weltkriegs teilweise für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.

Für Sie im Internet entdeckt:

Spessart Wald ==> Räuberwald

Quelle: mespelbrunner-spessartraeuber.de

Im Spessart hatte das Märchen schon immer eine Heimat. Weniger die Schreiblust der Erzähler war daran schuld, sondern vor allem die Spessartbauern, die in ihren Dörfern keinen Reichtum kannten und die sich deshalb Gestalten ihrer Phantasie in die kargen Stuben holten, wenn die Abende lang waren und die Wald- und Feldarbeit keinen Einsatz mehr erforderte. Das triste Leben der Bauern wandelte sich in den Erzählungen zu glücklicher Daseinsfreude.
Die spannenden Geschichten von Räubern, Fuhrknechten und Postreitern waren keine erfundenen Berichte, sondern wahre Begebenheiten, die gerne, vielfach mit interessanten Details ausgeschmückt, in den Schenken und Poststuben erzählt worden sind. Doch der Nachwelt sind die Räuber und ihre (Un-)Taten nur aus den Romanen bzw. Märchen der Literaten bekannt geblieben.

Als 1803 Johannes Bückler (alias Schinderhannes) in Mainz das Fallbeil traf, blühte in den deutschen Lesestuben eine fröhliche Räuberromantik. Schiller war ihr unfreiwilliger Vater. Mit seinem Karl Moor aus dem Schauspiel »Die Räuber« von 1781 kam kein Räuberhauptmann vorbei, der beim Publikum etwas werden wollte.

Wilhelm Hauff hielt sich mit dem Märchen »Das Wirtshaus im Spessart« von 1826 gleichfalls daran. Jener "schöne, stattlich gekleidete Mann von etwa sechsunddreißig Jahren", der kurz nach Mitternacht das einsame Wirtshaus im Spessart betritt, um die Gräfin zu rauben, ist uns sogleich sympathisch. Er hat Manieren, er entschuldigt sich: "Sehen Sie in mir keinen gemeinen Dieb, keinen Kehlabschneider. Ich bin ein unglücklicher Mann, den widrige Verhältnisse zu diesem Leben zwangen." So liebt das Volk seine Räuber! Dreck am Stecken, aber edel im Gemüt. Wilhelm Hauff ist der Erfinder des schönsten und besten Räuberhauptmanns: "Ich fand einen gar wundersamen Wald, eine Schenke so recht zum Verweilen und Träumen, und in den Erzählungen der Reisegefährten geisterten wilde verwegene Gesellen, die mich neugierig machten und schreckten." Als der junge Dichter 1826 den Spessart bereiste, war es mit der Räuberei schon längst vorbei. Doch seit Hauff weiß jedes Kind Bescheid:

Spessartwald = Räuberwald.

Obgleich die Wahrheit verblasst vor der Kunst. Die echten Räuber verstanden sich wohl nicht aufs Lesen und wussten gar nicht, was das war: Räuberromantik. Ein elendes Leben und ein elender Tod.

Raubüberfall mit weitreichenden Konsequenzen

Auf der oberen Bergstraße zwischen Laudenbach und Hemsbach wird in der Nacht zum 1. Mai 1811 eine Kutsche angehalten und geplündert. Sechs Räuber verstellen ihr den Weg, werfen den Kutscher vom Bock und zerren die Reisenden aus den Polstern. Jacob Rieder aus Winterthur, 45 Jahre alt, Vater sechs Kinder, wird barbarisch niedergeknüppelt. Er bleibt mit mehrfachem Schädelbruch bewusstlos auf dem Waldweg liegen. Nachdem die Tat entdeckt ist, bringt man ihn eilig in das Heidelberger Hospital, wo er vier Tage später stirbt. Die Empörung ist groß. Die hessischen und badischen Behörden eröffnen wütend das Kesseltreiben gegen die Räuberbande, die nur wenig Spuren hinterlassen hat: Eine Feuerstelle, einen weggeworfenen Knüppel, blutbeschmiert, ein Kopftuch mit den Initialen des Opfers.

Aber es gab nicht den geringsten Zweifel, wo man die Mordgesellen zu suchen hatte. Tatverdächtig waren, wie immer, alle heimatlosen Vagabunden, die unnütz durch die Dörfer im Odenwald und Spessart zogen. Eben die Trödler, Gaukler, Zigeuner, Maulwurffänger, Spieler, Quacksalber, Bettler und Diebe, das Lumpengesindel der Straße, dem nun die Stunde der endlichen Ausrottung vorbestimmt war.

Der Kriminalfall Rieder kam der Obrigkeit somit nicht ungelegen. Ein willkommener Anlass die letzte große Räuberjagd “an beiden Ufern des Mains, im Spessart und im Odenwalde“ ins Leben zu rufen. Razzien, Untersuchungen, Prozesse und Schafott waren die unweigerliche Konsequenz.

Das böse Vorurteil bestätigte sich bald. Unter den ersten Herumtreibern, die vor den "peinlichen Richter" in Darmstadt geschleppt wurden, war ein gewisser Valentin Schmitt. Argwöhnische Bauern hatten ihn auf dem Weg nach Aschaffenburg festgehalten. Verraten hatte er sich dadurch, dass er sein Bündel wegschmiss und ausreißen wollte. Da dachten die Bauern gleich: “Der hat was zu verbergen.“ Valentin Schmitt gab sich später als der steckbrieflich gesuchte Veit Krämer zu erkennen.

In Heidelberg, wohin er zum weiteren Verhör überstellt wurde, gestand er seine Beteiligung an dem Raubüberfall und nannte die Namen von Komplizen. Bald hatte man gegen hundert Landstreicher arretiert, schuldig oder nicht. Es war damals nicht leicht ihre Identität festzustellen, sprich ihre Herkunft oder ihre Namen zu erfahren; denn sie kannten sich auch untereinander oft nur bei ihren Spitznamen.

Man hatte mittlerweile Peter Petry (alias Schwarzer Peter) gefangen genommen, der noch ein Genosse des Johannes Bückler (alias Schinderhannes) war, und man hatte die Orthweis entlarvt, die zu dieser Zeit die Spitzin genannt wurde und Beischläferin des Georg Philipp Lang (alias Hölzerlips) war. Gegen die Spitzin lag ein Todesurteil vor, gefällt vom Kaiserlich Französischen Gericht überm Rhein. Auch den Hölzerlips hatte man inzwischen erwischt. Er war kein ungebildeter Kopf, von großer Leibesstärke, grausam, boshaft und jähzornig und zudem ein Haupträuber. Zu den Haupträubern wurden auch Philipp Friedrich Schütz (alias Manne-Friedrich), Andreas Petry (alias Köhler Andres) und Sebastian Lutz (alias Basti) gerechnet. Sie alle waren beim Raubüberfall in der Nacht zum 1. Mai 1811 dabei gewesen. Der Basti hatte sich bis Wertheim durchgeschlagen, als er aufgegriffen wurde. Auch er wurde wie die anderen zu Heidelberg in Ketten gelegt. Er unternahm noch einen verzweifelten Versuch, die Freiheit wiederzugewinnen, dem Scharfrichter davonzulaufen. Es gelang ihm die Ketten zu lösen und sich aus der Zelle abzuseilen. Nur im bloßem Hemd gekleidet, begab er sich auf die Flucht. Vor den Bauern, die er anbettelte, spielte er den Schwachsinnigen, um seinen Aufzug zu erklären. Jedoch vergeblich. In Fürth im Odenwald wurde er erneut festgenommen.

Die Folter war in jenen Tagen bereits abgeschafft. Geständnisse durften nicht mehr gewaltsam erpresst werden. Jedoch war es legal einen Gefangenen eng und enger zu schließen. Die Häftlinge wurden bei karger Kost in engen, zugig-kalten und feuchten Löchern mitunter über Jahre weggesperrt. Aber stärkste Belastung im Gefängnisalltag brachten weiterhin die Verhöre. Noch im 19. Jahrhundert konnten die Inquirenten (Leitende eines Verhörs / Untersuchung) die Daumenschrauben zur Wahrheitsfindung anordnen.

Resultat des Raubüberfalls in der Nacht zum 1. Mai 1811 und der darauf einsetzenden Räuberjagd war u.a., dass vier Räuber zum Tode verurteilt und am 31. Juli 1812 in Heidelberg enthauptet werden. Dem Hölzerlips hatte man zwei Morde und 152 Fälle von Raub und Straßenraub zur Last gelegt. Zusammen mit dem Hölzerlips verlieren Manne-Friedrich, Mathes Oesterlein (alias Krämer-Mathes) und Veit Krämer den Kopf. Die beiden Komplizen Basti und Köhlers Andres wurden wegen ihres jugendlichen Alters vom Großherzog Karl von Baden (1786 bis 1818) in letzter Minute am 31. Juli 1812 begnadigt.

Als die Räuberjagd zu Ende ging, sah man klarer. Eine große, organisierte Räuberbande gab es nicht, weder im Vogelsberg noch im Spessart oder im Odenwald. Auch keinen Räuberhauptmann weit und breit. Man hatte es mit einem verlorenen Häuflein streunender Galgenvögel zu tun. Es waren entweder zugewanderte Strolche oder "auch eigene Landesuntertanen, Bewohner der nächsten Orte", die als Mitwisser, Diebe, Hehler in Erscheinung traten. Viele Pläne wurden nicht gemacht. Die Räuber bildeten wechselnde Gruppen. Sie stahlen dem Wirt die Zinnkrüge, dem Bauern das Dörrfleisch, dem Fuhrmann die Ware. Kein Gedanke an Mord. Doch sie waren abgebrüht und roh und in der Aufregung unterlief ihnen schon mal ein Totschlag.

 

Der Inhalt dieser Seiten wurde aus einschlägigen Beiträgen im Internet zusammengestellt. Die Quellen wurden dokumentiert. Wir bedanken uns und bitten um Verständnis.