Diese Prachtexemplar und viele andere gedeihen im Garten von Herr Walter Weitzel.
Kamelie
![]() | Gar weite Wege hast du gemacht, Kamelia, staubige Schöne, In deinem Kelche die Flöte wacht, Trompeten und Zymbegetöne; Wie zittern durch das grüne Revier Buntfarbige Lampen und Schleier! Da brach der zierliche Gärtner mir Den Strauß beim bengalischen Feuer. |
Annette von Droste-Hülshoff
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Wer bewunderte sie nicht schon: „Die Rose des Winters – die Kamelie“. Ich kannte sie nur in großen Kübel. Diese standen in Gewächshäusern oder großen Sälen. Oft das ganz Jahr unbemerkt in einer Ecke oder versteckt hinter Vorhängen, um dann im März mit einer wunderschönen Blütenpracht unsere Herzen zu erfreuen.
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![]() | Vor einigen Jahren bekam ich eine kleine Kamelie zum Geburtstag geschenkt. Man versicherte mir, dass sie frosthart sei und auch in den Garten gepflanzt werden kann. Ich gab mir sehr viel Mühe, das Pflänzchen zu hegen und zu pflegen. Aber natürlich ging es ein. Meine Freundin machte einen zweiten Versuch und diese Pflanze fand geschützt in unserem Garten ihr zuhause. Sie ist nun ca. 80 cm – 90 cm hoch und in diesem Jahr hat sie so viele Knospen wie noch nie angesetzt. Nun bangen wir in den Frostnächten, dass die Knospen erfrieren und abfallen könnten. |
Die Gattung der Kamelien umfasst rund 300 Arten sowie unzählige Sorten und Hybriden. Sie alle zählen zur Familie der Teeblattgewächse. Die Chinesische Kamelie ist in Ostasien eine Jahrtausende alte Kulturpflanze – schon seit über 4.000 Jahren werden aus ihren Blättern der Grüne und der fermentierte Schwarze Tee gewonnen. Neben der eigentlichen Teepflanze gibt es auch andere Kamelien, die wegen ihrer schönen großen Blüten als Ziersträucher äußerst beliebt sind.
Dass wir Kamelien schon seit der frühen Neuzeit bei uns in Europa kultivieren, ist eigentlich einem Trick der Chinesen zu verdanken. Damals bemühte sich, einer weiteren kuriosen Geschichte zufolge, die angehende Kolonialmacht England darum, den teuer importierten Tee auf eigenen Plantagen zu kultivieren. Expeditionen in den fernen Osten schienen zunächst von Erfolg gekrönt: Die Schiffe kamen mit Pflanzen zurück, die tatsächlich aussahen wie Teesträucher. Aber da hatten die Händler die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Sie brachten statt der Originale nur Ziersträucher nach Hause. Die Chinesen hatten die mit dem Tee tatsächlich eng verwandten Kamelien flugs umdeklariert – und behielten so ihr Monopol.
Heute haben Gartenfreunde, wie ich Freude an ihr. Es gibt heute winterharte Sorten, die recht gut an das europäische Klima angepasst sind. Sie benötigen sogar Phasen mit kalter Witterung für ihre Winterruhe.
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Besonders die Vorliebe für alles Ostasiatische ließ die Kamelie bald darauf in Europa zur Modeblume des 19. Jahrhunderts werden. Sie gehörte zur Balltoilette ebenso wie in die wertvollen Pflanzensammlungen von Fürsten und Königen. Da sie ausschließlich als Zimmerpflanze eingesetzt wurde, inspirierten ihre Kostbarkeit und Exotik Schriftsteller und Komponisten!
Sie fand auch ihren literarischen Niederschlag in der uns allen bekannten Roman von Alexandre Dumas. „Die Kameliendame“ war ein erfolgreicher Roman und wurde auch in Oper, Ballett und Film interpretiert.
Das Leben der Pariser Kurtisane Alphonsine Plessis (5.1.1824-3.2.1847) lieferte den Stoff für den berühmten Roman von Alexandre Dumas „Die Kamelienendame", in dem sie "Marguerite Gauthier" heißt. In ihrem Salon traf sich alles, was Geld und Lebenslust hatte; man nahm es damals auch mit Name und Titel nicht so genau, so wurde aus Alphonsine bald eine Marie Duplessis, was schon bedeutend vornehmer klang.
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"Wagen Sie nicht, anzunehmen, eine Ausnahme machen zu können. Sie wissen, ich werde krank, wenn ich die Blumen rieche." heißt es in dem Buch. Madame schwärmte aber bekannterweise für rote oder weiße Kamelien, die sie auch als Signal für ihre Liebhaber benutzte; mit roten Blüten (an bestimmten Tagen im Monat) wies sie darauf hin, dass ein Besuch wohl nicht nach Wunsch ausfallen würde, weiße bedeuteten das Willkommensignal.
Worum geht es ? Natürlich um eine unerwünschte Liebe
Armand und Marguerite lieben einander, doch ihre Beziehung steht unter keinem guten Stern. Denn er ist ein junger Mann aus gutem Haus und sie eine stadtbekannte Mätresse, die meistens mehrere reiche Liebhaber gleichzeitig hat, um ihren luxuriösen Lebensstil zu bestreiten. Marguerite gibt ihr altes Leben zwar Armand zuliebe auf, aber dessen Vater stört sich an der Beziehung. Er setzt Marguerite so lange unter Druck, bis sie einwilligt, sich von Armand zu trennen. Der ist bitter enttäuscht. Marguerite stirbt bald darauf, und erst nach ihrem Tod erfährt ihr Liebhaber, wer wirklich hinter der Trennung steckte. Alexandre Dumas’ Kameliendame hat auf den ersten Blick einige Ähnlichkeit mit einem Trivialroman: eine unglückliche Liebesgeschichte mit Schmerz und Entsagung, ein tragisches Ende. Doch der Roman ist nicht so einfältig, wie es scheint. Die leichtsinnige, aber gutherzige Marguerite ist ebenso ein gebrochener Charakter wie Armands Vater, der aus Sorge um die Zukunft seines Sohnes das Leben einer Frau ruiniert. Dumas verpackt in seine Geschichte subtile Kritik an einer Gesellschaft, die mehr Wert auf Abstammung und Besitz legt als auf den Menschen selbst. Die Kameliendame war sein größter Erfolg.
Als Giuseppe Verdi das Theaterstück "La Dame aux camélias" im Winter 1852 auf der Bühne erlebte, erkannte er sofort den grandiosen Opernentwurf. In fünfundvierzig Tagen entstand seine unsterbliche "La Traviata". (Hier heißt die Edeldirne "Violetta Valery"). Etliche Male wurde der Stoff auch verfilmt - u. a. mit Greta Garbo.
(Quellen: https://www.getabstract.com und https://www.garten-literatur.de/Leselaube/dumas.htm)
Wie erwähnt, wurde dieser Roman auch mehrfach verfilmt. Anbei eine kleine Kostprobe in Form eines Film-Trailers: LINK
Was mir nicht bekannt war, ist, dass man durch Kaltpressung aus den Samen verschiedener Kamelien-Arten Öl gewinnen kann. Kamelienöl ist ein geruchsneutrales, farbloses Öl, das in Japan, China oder Vietnam seit Jahrhunderten als Haut- und Haarpflege Verwendung findet. Seltener werden damit auch Speisen verfeinert.
Wer Interesse hat kann nähere Informationen auf der verlinkten Webseite einsehen und falls gewünscht sicherlich auch ein entsprechendes Produkt erwerben. LINK